Sign up with your email address to be the first to know about new products, VIP offers, blog features & more.

Die Welt von Jenitha Agnellus: Zwischen Nostalgie und Genuss

Was als Zeitvertreib begann, wurde schnell zur Berufung. Mit einem Blick für Details und einem feinen Gespür für Licht und Atmosphäre verwandelt Jenitha Agnellus einfache Zutaten in Bilder, die zum gemeinsamen Genießen einladen. Ihr Stil? Leidenschaftlich, voller Liebe zum Kochen und gespickt mit kleinen Geschichten und Erinnerungen, die jedes Bild lebendig werden lassen. Heute arbeitet sie für namhafte Kunden, und wir dürfen uns bei StockFood an ihren nostalgischen Bildern erfreuen. Im Interview erzählt die in Hyderabad, Indien, lebende Fotografin, wie sie arbeitet, was sie inspiriert und warum es immer wieder für Staunen sorgt, wenn sie die Tür öffnet.

 

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Ganz ehrlich? Aus Langeweile. Nach meiner Heirat bin ich auf einen anderen Kontinent gezogen, um bei meinem Mann zu sein, der dort gearbeitet hat. Meine eigene Karriere musste ich erst einmal unterbrechen. Dieser Übergang war überwältigend, und mit der Zeit hatte ich den Drang, wieder kreativ zu werden. Also habe ich mir die Kamera geschnappt, die wir zu Hause ungenutzt herumliegen hatten, und begann zu fotografieren. Erst nur zum Zeitvertreib, doch ich habe schnell gemerkt, dass eine tiefe Verbindung zum Fotografieren entsteht.

Jenitha Agnellus Porträt

Seit wann fotografierst du und mit welchen Motiven hat alles angefangen?

Ich habe Ende 2019 damit begonnen, ursprünglich mit dem Gedanken, einen Food-Blog zu starten. Kochen hat mich schon immer begeistert und ich wollte meine Rezepte teilen. Seit über zwei Jahren lag diese alte DSLR-Kamera, eine digitale Spiegelreflexkamera, zu Hause herum. Damit begann ich, meine Gerichte für den Blog zu fotografieren. Je mehr ich fotografierte, desto klarer wurde mir, dass es nicht nur um den Blog ging: Es war das visuelle Erzählen von Geschichten über Essen, das mich wirklich faszinierte.

 

Woher kommt diese Begeisterung fürs Kochen?

Essen hat für mich eine starke emotionale Bedeutung. Es bringt Menschen zusammen, weckt Erinnerungen und wir verbinden besondere Momente und Rituale damit. Schon als Kind, noch bevor das Internet Teil des Alltags war, habe ich mit Begeisterung Kochsendungen im Fernsehen geschaut und die Rezepte mitgeschrieben. Meine Mutter ist eine fantastische Köchin, von ihr habe ich diese Leidenschaft. Die Kamera wurde für mich ein Mittel, um diese Liebe zum Essen sichtbar zu machen.

 

Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Und wie gehst du bei deiner Arbeit vor?

Mein Stil ist warm und rustikal, mit einem starken Fokus auf natürlichen Texturen und sanften Schatten – so wie sie entstehen, wenn man Lebensmittel einfach in ihrem eigenen Licht zeigt. Ich habe lange ausschließlich mit natürlichem Licht gearbeitet. Es hat etwas Magisches, der Sonne hinterherzujagen und zu sehen, wie sie mit dem Essen spielt. Inzwischen setze ich auch gezielt künstliches Licht ein, um unabhängig vom Tageslicht zu bleiben und mehr Kontrolle über die Stimmung zu haben.

Mich fasziniert die stille Schönheit von Lebensmitteln. Die Art von Schönheit, die sich in sanften Schatten, natürlichen Texturen und unvollkommenen Vintage-Fundstücken widerspiegelt. Ich liebe es, in meinen Kompositionen die Regeln der Gestaltpsychologie und der dynamischen Symmetrie zu kombinieren. Mein Stil ist warm und rustikal, mit einem Schwerpunkt auf dem Erzählen von Geschichten durch Licht, Komposition und durchdachte Details, die sich lebendig anfühlen.

 

Welche Geräte nutzt du am liebsten und warum?

Das 50-mm-Objektiv, das „Nifty Fifty“, war wegen seiner Vielseitigkeit und seiner leichten Handhabung schon immer mein Favorit. In letzter Zeit greife ich jedoch häufiger zum 100-mm-Objektiv. Es bietet einen engeren Bildausschnitt, minimale Verzerrung und ermöglicht es mir, das Motiv schön zu isolieren und gleichzeitig die Komposition intim und fokussiert zu halten.

 

Hast du ein persönliches Motto oder etwas, das dir besonders wichtig ist?

Als Künstlerin strebe ich danach, jeden Tag ein Stück besser zu sein als gestern. Obwohl Inspiration überall zu finden ist, verfällt man leicht in Vergleiche und beginnt, sich unzulänglich zu fühlen. Wenn das passiert, erinnere ich mich an meinen ursprünglichen Grund fürs Kreativsein: Es begann mit mir, für mich. Beim Gestalten finde ich Ruhe, kann abschalten, mich neu verbinden und fühle mich am meisten wie ich selbst. Trost finde ich im Prozess, in den leisen Details, den Texturen und im langsamen Entfalten einer Geschichte durch Licht und Stimmung.

 

Woher kommt deine Inspiration?

Ich finde überall Inspiration. Sie entsteht still und leise in alltäglichen Momenten. Sie beginnt mit dem Essen selbst: im sanften Wirbeln von Nudeln, dem Glanz einer warmen Karamellsauce, in der luftigen, zugleich festen Textur einer Mousse-Torte. Sie findet sich in den klassischen Stillleben der alten Meister wieder, in denen Licht und Komposition mit Ruhe und großer Sorgfalt gestaltet sind – fast wie eine Kunst des Innehaltens. Oft finde ich Inspiration auch in realen Momenten: auf lebhaften Märkten, in den ruhigen Ecken von Cafés oder auf sonnenbeschienenen Straßen auf Reisen. Und natürlich gibt es da noch die digitale Welt von Instagram und Pinterest, die vor Inspiration und Lärm gleichermaßen überquillt. Aber der wahre kreative Funke kommt selten vom Scrollen, sondern aus einer Erinnerung, einem Gefühl oder der stillen Freude, wenn ich beobachte, wie das Licht auf einen Teller fällt. Genau dort beginnt die Magie.

 

Was war dein lustigstes oder außergewöhnlichstes Erlebnis bei einem Shooting?

Nichts allzu Wildes oder Urkomisches, aber ich habe schon einige Lieferanten ordentlich verwirrt. Ich arbeite meist von zu Hause und liebe einen weichen, nostalgischen Stil beim Fotografieren. Dabei trage ich oft altmodische, verspielte Schürzen, sodass ich aussehe, als käme ich direkt aus einer anderen Zeit. Wenn es mitten im Shooting an der Tür klingelt und ich in diesem Outfit öffne, sind die Reaktionen einfach unbezahlbar: verdutzte Blicke, ein unsicheres Schweigen, die Leute wissen gar nicht, in welche Szene sie da gerade hineingeraten sind.

 

Was sollte in einem Porträt über dich unbedingt erwähnt werden?

Ich bin eine Food-Fotografin, die sich zu natürlichen Texturen, warmen Farbtönen und ruhigen, erzählerischen Bildern hingezogen fühlt. Ruhe finde ich in den kleinen Dingen: beim Stylen einer Szene, beim Suchen nach weichem Licht und vor allem beim „Color Grading“. Die Nachbearbeitung empfinde ich oft wie eine Art Entspannung. Selbst wenn ich mich von der Arbeit zurückziehe, bearbeite ich häufig Bilder, einfach um zur Ruhe zu kommen.

 

Was macht dich privat aus?

Ich wurde in Delhi/Indien geboren und lebe heute mit meinem Mann und unserem siebenjährigen Kind, das unser Leben auf wunderbar chaotische Weise bereichert, in Hyderabad/Indien. Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, bin ich oft auf der Suche nach Vintage-Requisiten in den staubigen Ecken der Stadt, höre mit meinen AirPods Horror-Podcasts (Geistergeschichten sind mein heimliches Vergnügen) oder backe. Ganz ehrlich: Meistens backe ich nur, um einen weiteren Grund zu haben, meine Kamera in die Hand zu nehmen, und nicht, um der Familie was Leckeres zu servieren. 😄 Diese Liebe zum Vintage-Charme, zur stillen Dramatik und zu stimmungsvollen Momenten findet irgendwie ihren Weg in jedes Bild, das ich mache.

 

Erzähl uns doch ein bisschen über deine Heimat und die Stadt, in der du heute lebst.

Ich bin in verschiedenen Teilen Indiens aufgewachsen, da mein Vater bei der indischen Luftwaffe war und wir deshalb alle paar Jahre umziehen mussten. Den größten Teil meiner Kindheit habe ich jedoch in Chennai gewohnt, wo wir uns schließlich niedergelassen haben. Dort habe ich meine Schulzeit verbracht, meinen Abschluss gemacht und einige meiner schönsten Erinnerungen gesammelt. Chennai hat einen wunderbaren altmodischen Charme: historische Gebäude, ruhige Strände und Essen, das einem immer ein Gefühl von Zuhause gibt. Ich habe am College of Engineering in Guindy studiert – Asiens ältester technischer Hochschule, gegründet 1794 –, also sind die Hallen dort voller Geschichte. Ein Ort, den ich besonders liebe, ist die legendäre Buchhandlung Higginbothams. Für Buchliebhaber ist sie ein Paradies: riesig, leicht chaotisch auf die beste Art und jedes Mal ein kleines Erlebnis beim Besuch.

Heute lebe ich in Hyderabad. Bisher hatte ich noch nicht die Gelegenheit, meinen Sohn zu Higginbothams mitzunehmen, aber das steht definitiv auf unserer Liste.

Welche Ausbildung hast du gemacht?

Ich habe meinen Bachelor in Geoinformatik und Fernerkundung gemacht. Vereinfacht gesagt ging es dabei darum, Daten aus Satellitenbildern zu analysieren und zu verarbeiten: Muster zu erkennen, Landschaften zu verstehen und mit räumlichen Informationen zu arbeiten, die aus der Luft erfasst wurden. Auch wenn das auf den ersten Blick nichts mit Food-Fotografie zu tun hat, hat es meine Fähigkeit geschult, Details wahrzunehmen und Bilder bewusst zu „lesen“. Fertigkeiten, die sich überraschenderweise sehr positiv auf meine kreative Arbeit auswirken.

 

Für welche Kunden arbeitest du?

Derzeit arbeite ich mit verschiedenen Kunden aus der Lebensmittel- und Gastronomiebranche: vor allem mit Cafés, Restaurants, Food-Brands und Herstellern für Kochgeschirr.

 

Gibt es ein Projekt, das dir besonders am Herzen liegt?

Mir liegen ganz ehrlich alle meine Projekte auf ihre eigene Weise am Herzen. Jedes erzählt eine Geschichte, sei es die kreative Freiheit, die ich dabei hatte, die Herausforderung, die es mit sich brachte, oder die Verbindung, die ich zu den Lebensmitteln, dem Licht oder den beteiligten Menschen aufbauen konnte. Es fällt mir schwer, ein einzelnes Projekt herauszugreifen, denn jedes Shooting lehrt mich etwas und hinterlässt ein kleines Stück von sich bei mir.

 

Alle Bilder von Jenitha Agnellus >>