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Fotografin Elisabeth Berkau: Close ups sind ihre große Leidenschaft

Fotografin Elisabeth Berkau hat eine besondere Vorliebe für Close ups und Schwarzweiß-Aufnahmen. Eines ihrer exklusivsten Shootings fand in den Gemächern von Madame de Pompadour im Schloss von Versailles statt. Wir stellen die Münchnerin im Interview vor.

Wann bist Du das erste Mal mit der Fotografie in Berührung gekommen?

Elisabeth Berkau: Die Anwesenheit von Fotografie in meinem Umfeld schon in frühen Jahren war sicher prägend für mich. Abgesehen davon, dass mein Vater ein passionierter Hobbyfotograf war und in meiner Geburtsurkunde Fotograf als seinen Beruf angab (was nur so halb der Wahrheit entsprach), kam ich im Kunst-Leistungskurs am Gymnasium zum ersten Mal selbst in Berührung mit der Fotografie. Wir sollten Architekturfotos mit Schwarzweißfilm machen und diese dann selbst im Schullabor vergrößern. Fand ich toll. Allerdings machte ich die Aufnahmen noch mit einer von meinem Bruder ausgeliehenen Kamera und ich machte nur einige wenige Schüsse. Dann nahm sie mir mein damaliger Freund aus der Hand mit der Bemerkung: „Das kannst Du nicht“. Und ich glaubte ihm. An die paar Aufnahmen, die ich selbst machte, erinnere ich mich noch genau, leider habe ich sie nicht mehr. Es waren Nahaufnahmen der klassizistischen Säulenkapitelle an der Stuttgarter Staatsgalerie.

 

Wie ging es weiter?

Elisabeth Berkau: Kurz nach dem Abitur bot mir ein mit der Familie befreundeter Fotograf an, bei ihm zu lernen. Es hätte auch die Aussicht bestanden, sein Studio später zu übernehmen. Doch ich dachte immer noch, ich sei zu blöd zum Fotografieren. Dies war auch deshalb besonders dumm, weil dieser Fotograf gut mit Man Ray befreundet war und auch nach dessen Tod 1977, (in meinem Abiturjahr), noch regelmäßig Kontakt zu dessen Witwe Juliette hatte. Die Fotografien von Man Ray waren und sind immer noch Inspiration für mich.

 

Und wann hast Du dann angefangen, selbst mit der Kamera so richtig loszulegen?

Elisabeth Berkau: Als 25-Jährige, während meines Sozialpädagogikstudiums, bekam ich dann meine erste eigene Kamera geschenkt. Eine gebrauchte Canon Spiegelreflex von meinem damaligen Freund, der ein halbes Jahr auf der Baustelle gejobbt hatte, um sich eine Hasselblad kaufen zu können. Wir legten gemeinsam los, schafften einen Vergrößerer an. Ich eignete mir autodidaktisch das ganze Know-how an. Ich war sofort süchtig. Es folgten viele Nächte in der Dunkelkammer…

 

Welche Motive haben Dich damals besonders gereizt?

Elisabeth Berkau: Anfangs entstanden viele Naturaufnahmen. Ich war beispielsweise fasziniert von den Details eines Blattes und machte Nahaufnahmen von Wasser und Eis, in denen sich das Licht bricht. Ich nahm an lokalen Wettbewerben teil, gewann auch einen ersten Preis. Bald gab ich auch selbst Fotolaborkurse für andere Studenten meiner Fachhochschule. Ich glaubte jedoch, dass für mich der Zug abgefahren sei, die Fotografie zum Beruf zu machen, geschweige denn, dass ich davon leben können würde.

 

Wie wurde schließlich aus der Sozialpädagogin doch noch eine Fotografin?

Elisabeth Berkau: Nach zwei frustrierenden Jahren als Sozialpädagogin mit viel Konfrontation mit Gewalt (dafür war ich einfach zu sensibel) rumorte derart die Künstlerin in mir, dass ich kündigte und einen beruflichen 180°-Grad-Wechsel in Angriff nahm. Nach Praktika bei einem kleinen, feinen Lyrikverlag und dem Münchner Hirmer Kunstbuchverlag landete ich mit einem Teilzeitvertrag als Redakteurin bei einer Fachzeitschrift für Raumausstatter. Dort standen eine verwaiste Fotoausrüstung und Blitzanlage herum, die niemand bedienen konnte, außer mir. Außerdem entbrannte meine Passion für Architektur und Design dort neu.

Fotografin Elisabeth Berkau - Porträtfoto

Porträtfoto ©Elisabeth Berkau

 

Seit wann bist Du als selbstständige Fotografin tätig?

Elisabeth Berkau: 1995 machte ich mich als Fotografin und Autorin selbständig. In der Folge arbeitete ich für nahezu alle Interior-Magazine in Deutschland und über die Agentur House of Pictures bald auch in Skandinavien. Ich produzierte Homestorys und Designerportraits, oftmals auch in Paris. Häufig hatte ich einen Schwerpunkt auf textilen Themen – nicht ohne Grund. Direkt nach dem Abitur, noch vor dem Studium, hatte ich mit Herzblut und Hingabe eine Ausbildung zur Weberin und Textilgestalterin gemacht und mit einem Gesellenbrief abgeschlossen.

 

Ach, kommt daher Deine Spezialisierung auf Interior Fotografie?

Elisabeth Berkau: Das fundierte Wissen über und der geschulte Blick für gute Stoffe spielen in der Interior Fotografie eine nicht geringe Rolle. Im Jahr 2000 veröffentlichte ich mein Buch „ABC der Stoffe und Stile“ im Winkler Medien Verlag und 2009 folgte „Wohnen mit Stoffen“ im Callwey Verlag. Die Liebe zu schönen Stöffchen soll ich von meiner Großmutter geerbt haben…

 

Erzähl uns bitte von Deinem aufregendsten oder ungewöhnlichsten Shooting!

Elisabeth Berkau: Das wohl außergewöhnlichste Shooting meiner Laufbahn fand im Januar 2002 in den Gemächern von Madame de Pompadour im Schloss von Versailles statt. Diese Räume waren seit der französischen Revolution unberührt geblieben. Als sie renoviert und wieder zugänglich gemacht wurden, wurde ich als einzige deutsche Fotografin von renomierten französischen Stoff- und Posamentenherstellern, die an der Restaurierung beteiligt waren, eingeladen, dort zu fotografieren. Das Alkovenbett von Madame de Pompadour zu fotografieren, über ihre Geheimtreppe zu den Königsgemächern zu gehen und ihren Blick aus dem Fenster in die Gärten von Versailles nachzuerleben, war etwas ganz Besonderes. Unvergesslich auch ein fast nächtliches Interview mit dem Konservator in ihren Gemächern: bei gedämpftem Licht auf einem mit Seidenjacquard bezogenen Möbelchen sitzend…

 

Interessieren Dich neben Interior Design und Architektur auch weitere Themen fotografisch?

Elisabeth Berkau: Mit der Zeit kamen für mich als passionierte Gärtnerin auch Blumen- und Floristikthemen sowie Foodproduktionen hinzu. Ein weiterer Wendepunkt war die Hinwendung zur Fashion- und Beautyphotographie. Auslöser und Inspiration war hier ganz eindeutig die Arbeit des viel zu früh verstorbenen Peter Lindbergh, mit der ich mich eingehend beschäftigte und immer noch beschäftige. Auch hier spielt wieder der Blick fürs Textile eine Rolle. Wobei ich heute denke, insgeheim eine Portraitfotografin zu sein, da mich der Mensch vor der Kamera als Person am meisten interessiert.

 

Hast Du bestimmte Vorlieben beim Fotografieren?

Elisabeth Berkau: Bis heute sind Close ups (Totalen langweilen mich meistens) und Schwarzweiß-Aufnahmen meine eigentliche Leidenschaft. Mit Close ups lassen sich kleine, kaum beachtete Gegenstände wunderbar in den Fokus rücken. Ich möchte durch meine Fotos etwas „fühlbar machen“. Seien es schöne Stoffe, duftige Blüten, schmelzendes Eis oder ein intensiver Blick. Wenn ich frei arbeiten kann, spiele ich auch gerne mit Unschärfen und reize die Grenzen zum Über- oder Unterbelichteten aus…

 

Was ist so faszinierend an Schwarzweiß-Aufnahmen?

Elisabeth Berkau: In meiner künstlerischen Arbeit – neben der Arbeit für Magazine und Buchverlage – spielte Schwarzweiß einfach immer die Hauptrolle. Um die Jahrtausendwende herum entstand meine umfangreiche Schwarzweißproduktion „Citrus limon“ mit stark vergößerten Aufnahmen von Zitronen, die in mehreren Ausstellungen in und um München zu sehen war. Inspiration waren die historischen Zitronengärten am Westufer des Gardasees, die ich besuchte und deren Geschichte ich studierte. Wenn man eine Zitrone von ihrem Gelb entkleidet und sie stark vergößert, passiert etwas Überraschendes: Sie zeigt eine Haut und eine Körperlichkeit, die stark an unsere eigene Haut und unseren Körper erinnert. Unversehens steht man vor Busen und Bäuchen…

 

Hast Du eigentlich eine Lieblingskamera?

Elisabeth Berkau: Ich war eine der letzten, die auf Digitalfotografie umstellten und habe mich lange dagegen gesträubt. Heute bin ich happy damit. Doch meine alte analoge Mamyia Mittelformatkamera hat ihren festen Platz im Regal – sie schläft nur… Im Nachlass meines Vaters fand ich (neben zahlreichen Rolleiflex, Leicas und Minox…) auch eine uralte Plattenkamera aus Holz. Sollte ich jemals in die Situation kommen, viel freie Zeit zu haben, werde ich sie zum Leben erwecken…!

 

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